Montag, 27. Juli 2009

Putlitzer Aktiv



Putlitzer warnen vor „Wolfshagener Situation“: Ohne Wehr zerfalle denkmalgeschütztes Gebäude
PUTLITZ - Auch damit ihren Nachfahren nicht das gleiche Schicksal wie die Wolfshagener ereilt, melden einige Putlitzer jetzt Protest an gegen den schon vor längerem vom Landesanglerverband angekündigten Abriss des Stepenitzwehres. Das denkmalgeschützte Mühlengebäude würde für immer seine Bestimmung verlieren, sich selbst überlassen und bedroht sein, bis am Ende der Zustand wie jener der Wolfshagener Mühle erreicht ist, um die aktuell so sehr gekämpft wird. Vor allem aber wollen die Putlitzer verhindern, dass der Mühlenteich für immer Geschichte bleibt, wenn das Wehr allein durch eine Fischtreppe ersetzt wird. Durch das 1992 eingebaute Klappwehr und der im Gegensatz zum vorherigen Schottwehr andersartigen Wasserregulierung ist er jetzt schon so gut wie verschwunden.
Um nicht nur den Wehrabriss zu verhindern, sondern den Umbau zu einem Schottwehr zu ermöglichen, das den Wasserstand steigen lässt und den alten Mühlenteich wiederherstellt, rufen sie eine Initiative ins Leben: der Stadtverordnete und Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Wilbert Langfeldt, der Putlitzer Ortsvorsteher Wolfgang Thätner und Herbert Dannehl – Heimathistoriker und Zeitzeuge. „Wer schon weiß, dass er sich anschließen will, kann sich ab jetzt bei uns melden“, sagt Langfeldt.
Eine Bürgerinitiative als nächste Aufgabe für Putlitz sieht Ortsvorsteher Thätner, sobald der Förderverein für den Wiederaufbau der Kirchturmspitze seine Arbeit getan hat. „Wir melden dennoch schon Protest an, bevor es zu spät ist.“ Zwar hatte Ulrich Thiel vom Landesanglerverband die Stadt voriges Jahr auf die Umsetzung der EU-Wasserrichtlinie bis 2015 hingewiesen, also keinen dringenden Handlungsbedarf festgestellt. Zwar werde sich aktuell an der Situation vor Ort auch nichts ändern, weil die Fördermittelgeber vor Wehrabriss und Fischtreppenerrichtung wohl einen Konsens mit der Stadt einfordern. Doch vielleicht wird nur abgewartet, bis die Stadt das alte Wehr abbezahlt hat, mutmaßen die drei Initiatoren. Wie schon Bürgermeister Bernd Dannemann einst sagte, sei es schließlich niemandem zu vermitteln, dass Schulden abbezahlt werden für etwas, das abgerissen wird. Laut Amtsdirektor Gerd Ehrke waren noch rund 80 000 Euro offen.
Herbert Dannehl, der heute 81-Jährige, der nach Kriegsende in der Wassermühle gearbeitet hat, erinnert sich heute trotz „Anblicks eines Jammertales“ gut an die beliebten Gondelfahrten auf dem fischreichen Teich, an eine funktionierende Natur auch mit Wehr. „Es gab sogar eine Fischtreppe.“ Warum nun für den Lachsaufstieg das Kleinod ganz aufgegeben werden soll, verstehe in der Stadt so gut wie keiner. (Von Matthias Anke)