Sonntag, 4. September 2016

Aus der Märkische Allgemeinen Zeitung vom 01 September 2016 - Lokales aus der Prignitz

Stadtverordnete schockiert über Wehr-Abriss.



Für den ungehinderten Fischzug in der Stepenitz ist das Wehr in Putlitz das letzte Hindernis. Das Landesumweltamt will es durch eine Sohlgleite ersetzen. Stadtverordnete kritisieren, dass sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden und es eigentlich gar keine Variantenwahl gebe.













Quelle: Michael Beeskow  Nicht mehr in Betrieb ist das Wehr. Die Klappe wurde bereits abgesenkt. Eine Sohlgleite soll sie ersetzen.
 
Putlitz. Die Enttäuschung war allen anzumerken. Noch einmal befasste sich am Mittwochabend die Putlitzer Stadtverordneteversammlung mit dem Stepenitz-Wehr. Die Abrisspläne des Landesumweltamtes sind zwar seit einiger Zeit bekannt, doch bestand vor der Sitzung die Hoffnung, noch zu einer günstigen Lösung für die Stadt zu kommen. In der Einwohnerfragestunde stellte Bernd Knacke anhand einer selbst verfertigten Skizze eine Alternative vor.
Um die Spepenitz für Fische an dieser Stelle durchlässig zu machen, sollte das alte Mühlenwehr – als ein Seitenarm der Stepenitz – zu einer Fischtreppe ausgebaut werden. Dann könne die Wehranlage erhalten bleiben, die nach dem Willen des Landesumweltamtes durch eine Sohlgleite ersetzt werden soll. Bernd Knacke meinte, schon jetzt, nachdem die Wehrklappe abgesenkt wurde, sei der Wasserspiegel oberhalb des Wehres um mehr als einen Meter gesunken, schon jetzt seien durch die Grundwasserabsenkung Schäden an Gebäuden etwa Risse in der Kirche entstanden. Er befürchtet, eine weitere deutliche Grundwasserabsenkung, wenn das Wehr ganz verschwindet und durch eine einfache Sohlgleite ersetzt wird. „Wenn die Pläne umgesetzt werden, geht ein Stück Attraktivität für Putlitz verloren“, sagte er.














Auch das Haus mit der Wehrsteuerung wird abgerissen. Quelle: Michael Beeskow



Die Bilder, die anschließend zu sehen waren, scheinen dies zu bestätigen. Jens Thormann vom Landesumweltamt und Projektplaner Holger Ellmann stellten das Vorhaben vor. Damit die Stepenitz ein nicht zu starkes Gefälle bekommt, ist eine lang gestreckte Sohlgleite geplant. Über 160 Meter wird sie sich erstrecken. Das Flussbett wird trapezförmig ausgelegt, sodass selbst bei Niedrigwasser in der verbleibenden Rinne der Wasserstand 40 Zentimeter erreicht. „Nicht nur der Lachs soll dort aufsteigen können“, erklärte Holger Ellmann. Angesichts der Beispielbilder zeigten sich die Stadtverordneten schockiert: „Das sieht ja aus wie ein Kanal“ oder „Das wird eine Schotterwüste“, äußerten sie.

Wehrbetrieb ist ausgeschlossen

Jens Thormann wies auf die Bedeutung des Vorhabens für das Landesumweltamt hin. Ziel sei die Durchlässigkeit der Flüsse für den Fischzug. „Das Wehr ist die letzte Barriere, in der für den Naturschutz so wichtigen Stepenitz.“ Er stellte vier Varianten vor, wie diese Durchlässigkeit erreicht werden kann. Doch aus naturschutzfachlicher Sicht räumte er nur der Sohlgleite eine Chance auf eine Genehmigung durch die Obere Wasserbehörde ein. Eine Wiederinbetriebnahme des Wehres schloss er aus. „Es liegt kein gültiges Staurecht vor.“

Bürgermeister Bernd Dannemann kritisierte: „Das ist kein Variantenvergleich, wenn ich sage, nur die eine Variante ist genehmigungsfähig.“ Der Bürgermeister sagte, früher habe es auf dem Mühlenteich immer Schwäne und auch andere Vögel gegeben. Davon sei nichts mehr zu sehen. Es dürfe nicht nur um Fische gehen.

Amtsdirektor Hergen Reker erkundigte sich nach dem weiteren Vorgehen. In diesem Jahr soll die Planung fertig werden. Der Planfeststellungsbeschluss könnte Ende 2017 vorliegen und damit wäre der Weg frei für das Vorhaben.

Die Stadtverordneten zeigten sich über die ganze Veranstaltung verärgert, da es kein Mitspracherecht gibt. Bernd Dannemann stellte fest: „Unser Handlungsspielraum geht gegen Null.“

Von Michael Beeskow

Samstag, 23. Januar 2016

Aus der Schweriner Volkszeitung vom 21. Januar 2016

Das Land bremst Putlitz aus vom  21. Januar 2016 Aus der Redaktion des Prignitzers

Abrisspläne für das Wehr behindern Gestaltung des Burggeländes / Keine Chance für Wiedergewinnung des Mühlenteichs  

Bürgermeister Bernd Dannemann hadert mit den Abrissplänen für das Stepenitz-Wehr.
Der Abschluss der Sanierungs- und Gestaltungsarbeiten auf dem Burggelände und angrenzenden Bereichen liegen Bürgern und Stadtverordneten von Putlitz besonders am Herzen. Doch angesichts der Pläne des Landesumweltamtes, mittelfristig das Stepenitzwehr abzureißen, dürfte die Umsetzung anders ausfallen als vorgesehen. Der Wasserstand werde weiter sinken, fürchtet Bürgermeister Bernd Dannemann. Dann gebe es aber keine Möglichkeit mehr, wie von vielen Bürgern gewünscht, den Mühlenteich wiederzugewinnen als Freizeit- und stadtbildprägenden Bereich. „Bei so niedrigen Pegelständen kommt dorthin kein Wasser“, konstatierte Dannemann. Fast noch ärgerlicher ist für ihn, dass der Burggraben keinen Anschluss an den Fluss erhält und wie seit einigen Jahren zum stehenden Gewässer wird. Die Folgen sind für die Stadt und Besucher des Burggeländes wenig erfreulich. Der Graben reichert sich immer mehr mit Nährstoffen an, was den Wildwuchs fördert. Die Kommune muss einen erheblichen Aufwand betreiben, damit dieser Teil der Burganlage nicht zur Kloake wird. Ohnehin fällt er gegenüber anderen in den vergangenen Jahren liebevoll und aufwendig wiederhergerichteten Bereichen der historischen Anlage deutlich ab. Für die nächsten Jahren sind weitere Mittel vorgesehen, um Mauern und Bauwerksteile zu sichern, weitere Teile des Geländes aufzuwerten. Die Arbeiten führten zu gestiegenen Besucherzahlen auf dem Gelände der Burg und dem Turm. Der Fluss prägt aber noch in weiteren Teilen der Stadt das Bild von Putlitz. Der gesunkene Wasserstand führt in trockenen Zeiten oberhalb des Wehres zu starken Sedimentablagerungen, was das Landschaftsbild verändert. Auch der Weg der Stepenitz durch die Stadt kann kaum aufgewertet werden. Größere Veränderungen durch die Kommune sind angesichts sind der noch unklaren Gestaltungspläne des Landesumweltamtes kaum möglich. Hoffnungen, das Landesumweltamt, zu einem Verzicht auf seine Abrisspläne bewegen zu können, hat Dannemann kaum noch. „Die Gespräche mit der Landesbehörde laufen schon seit einigen Jahren. Wie die Vorstellung der Pläne in der Dezember-Beratung der Stadtverordnetenversammlung zeigen, haben unsere Einwände und Argumente nichts bewirkt. EU-Wasserrichtlinie und die Pläne für eine komplette Durchgängigkeit der Stepenitz haben für das Landesumweltamt einen höheren Wert als die Wünsche und Anliegen der Bürger.“ Für den Bürgermeister geht es nur noch darum, die für Putlitz am wenigsten belastende Lösung zu erreichen. So muss aus seiner Sicht geklärt werden, wie mit den Restschulden von Putlitz aus dem Anfang der 90er Jahre erfolgten Bau des Wehres umgegangen wird. Für ein auf Wunsch des Landes, abgerissenes Bauwerk weiter zu bezahlen, kommt für ihn nicht in Betracht. Und eine Sohlgleite soll zumindest anstelle des Wehres eingebaut werden, um den Wasserstand der Stepenitz etwas anzuheben. Zudem erwartet Dannemann, dass die Stadt vom Landesumweltamt stärker einbezogen und über den Fortgang der Planungen und Veränderungen am Projekt informiert wird. „Es kann nicht sein, dass der Betroffene, wie bisher, meist zuletzt erfährt, was gerade geschieht“.

2016 ! Und plötzlich ändert oder bewegt sich etwas !!!

Aus der Märkischen Allgemeinen Zeitung
 Prignitz Lokales

Putlitz. Nach wie vor ist die Zukunft des Putlitzer Mühlenwehres ungewiss. 

Gespannt sind die Bürger der Stadt, wann es zum nächsten „Sachgespräch“ von Behörden und Putlitzern kommt, wie es auf der jüngsten Stadtverordnetenversammlung angekündigt wurde. Seit Jahren beschäftigen sich das Landesumweltamt, die Kreisumweltbehörde und die Putlitz-Berger Amtsverwaltung mit dem Thema. Seit Jahren erregt es die Gemüter der Putlitzer, dass die Wehrklappe in der Stepenitz auf Betreiben des Landesanglerverbands abgesenkt wurde. In der Folge verlandete der Mühlenteich, der Mühlenkanal mit Stromturbine ist ohne Wasser.
Das Landesumweltamt will die EU-Wasserrichtlinie umsetzen und Fischen in Flüssen durchgängig ermöglichen, in ihre Laichgebiete aufsteigen zu können. Eine Wiederherstellung der alten Stauhöhe, wie es Putlitzer fordern, wird abgelehnt. In einem Schreiben des Landesamtes vom Juli 2015 heißt es: „Rechtlich, wasserwirtschaftlich und haushaltsrechtlich ist die Wiederherstellung der alten Stauhöhe von 1,80 bis 2,20 Meter mit einer Beschickung der Wasserkraftanlage und dem Bau einer neuen Fischaufstiegsanlage mit öffentlichen Finanzmitteln nicht möglich.“ Als Kompromissvariante zum bevorzugten kompletten Wehrabriss wird nun der Umbau der Anlage zu einer kiesigen Sohlgleite angeboten. Dann könnte der jetzige Wasserstand beibehalten werden. Wie Jens Thormann vom Landesumweltamt den Stadtverordneten sagte, sei dies nicht die kostengünstigste, aber eine mögliche Variante. Bürgermeister Bernd Dannemann bezeichnet die Informationen vom Landesamt gegenüber der MAZ als „verwaschen“. Nicht zu verstehen sei, dass das Wehr 1992 erneuert wurde, um dem Hochwasserschutz zu genügen, und es jetzt angeblich für diesen Zweck keine Bedeutung mehr haben soll. „Ich habe den Eindruck, dass der komplette Rückbau bereits beschlossene Sache ist und die Interessen der Bürger, die schon lange an der Stepenitz leben, kaum noch eine Rolle spielen.“ Man habe durchblicken lassen, dass die Stadt die alte Stauhöhe allenfalls wieder erreichen könnte, wenn sie die Wehranlage auf eigene Kosten im Rahmen eines Umbaus mit Fischaufstiegstreppe ausstattet. „Jeder weiß, dass das bei unserem Kassenstand nicht zu packen ist“, sagte Bürgermeister Dannemann. Schließlich müsse die Stadt immer noch den Kredit für den Wehrumbau 1992 bedienen, zu dem sie damals vom Land genötigt wurde.
Von Ulrich Fischer

MEINUNG

Und Plötzlich spannt sich Dannemann vor den Karren! Sehr Merkwürdig.

Jahrelang erzählt man uns, dass kein Weg am Abriss des Mühlenwehres vorbeiführt. So der Stand und die Information aktuell noch bei der letzten Stadtverordnetenversammlung  am 17. Dezember 2015. Hier gab es um das Wehr eine Diskussion mit Vertretern der Wasserbehörde des Landes und des Landkreises. Empfohlen und schon in Planung ist eine „Solgleite“. Also kein Anstauen und kein Mühlenteich mehr. Das alles nach EU Richtlinien.
 Jetzt erfährt man aus der Zeitung, dass es nicht abgerissen werden muss.